Spanien
Wein-Geschichte
Bereits vor über 3.000 Jahren ließen sich die Phönizier in Südspanien nieder, es entstand die Stadt Cádiz. Die Phönizier legten die ersten Wein-Berge rund um Cádiz an, denn sie hatten den Weinbau für sich bereits entdeckt. Die Phönizier gründeten im Folgenden Stützpunkte an der westlichen Mittelmeerküste und in Andalusien. Mit dem Aufstieg des Römischen Reiches wurde Spanien von etlichen Konflikten heimgesucht, weil sowohl Karthago als auch die Römer Ländereien in Spanien hatten. 146 v. Chr. fiel Spanien ganz in römische Hand, was sich positiv auf den Weinbau auswirkte. Durch das technische Wissen der Römer wurde in den Weinbau investiert, besonders die Provinz Hispania erreichte beim Wein eine neue qualitative Stufe. Der Wein aus Andalusien (Baeticer) und der Wein aus Tarragona (Terraconenser) konnte es durchaus mit italienischen Weinen auf sich nehmen und wurden auch bald nach Rom exportiert. Der Wein spielte auch bei der Eroberung Galliens durch Cäsar eine Rolle. Dabei wurden wohl weniger die genannten Spitzen-Weine, als viel eher einfacher, alkoholstarker Wein aus Hispania getrunken.
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches kamen die Westgoten für 250 Jahre in Spanien an die Macht, danach folgten die islamischen Mauren. Unter beiden Herrschern kam der Weinbau in Spanien nicht zum Erliegen.
Mit der Wiedereroberung Spaniens durch die Katholiken und durch die Entdeckung Amerikas erreichte der spanische Weinbau eine erste Hochzeit. Ausfahrende Schiffe brauchten große Mengen an Proviant und Wein, den sie in Spanien aufluden. Genau in jener Zeit entwickelte sich auch die Verknüpfung Spaniens mit England. Die Engländer mochten den Wein aus Spanien, da er alkoholstark und vor allem preiswerter als Wein aus Frankreich war. Dabei bevorzugten die Engländer besonders die starken Weine aus Andalusien. Bald kamen aber auch England und Spanien in Konflikt, sodass sich die Engländer dem portugiesischen Wein zu wandten. Bis in das 19. Jahrhundert war das Verhältnis zwischen Spanien und England ein ständiges auf und ab, sodass sich die Hinwendung zu den portugiesischen Weinen mehrfach wiederholte. Aus der Zeit der Wein-Verbindung zwischen England und Spanien kommt auch die enge Verknüpfung zwischen Wein aus Jerez, der bezeichnenderweise in der ganzen Welt unter dem englischen Wort Sherry einen Namen machte, und den Wein-Handelshäusern aus England. Der Sherry wurde alsbald zu einem modernen Wein, der professionell gekeltert wurde, während der restliche Weinbau in Spanien weiterhin eher stiefmütterlich behandelt wurde.
Das veränderte sich jedoch mit dem Aufkommen des Echten Mehltaus und später der Reblaus, denn da die Reblaus erst später in Spanien auftrat, wollten Winzer aus dem Bordeaux in Nordspanien Wein-Berge kaufen, um für ihre zerstörten Wein-Berge Ersatz zu finden. Besonders Navarra und Rioja konnten durch die französischen Investitionen profitieren. Als die Reblaus auch Nordspanien befiel, kannte man die Technik des Pfropfens bereits. Bei der Neubepflanzung setzte man in Spanien, mit Ausnahme der Rioja, auf französische Klassiker. Bis 1986, als Spanien in die Europäischen Gemeinschaften eintrat, pflegte man in Spanien die Wein-Tradition und war eher weniger an neuen Wein-Entwicklungen beteiligt. Mit ausländischen Investitionen setzte in Spanien in den 1990er eine Art Wein-Revolution ein. Kellertechniken und die Arbeit im Wein-Berg modernisiert, sodass der Wein aus Spanien sich in die Oberklasse der Wein-Welt katapultierte.
Qualitätsstufen
Im Wein-Gesetz von Spanien werden für die Einstufung zwei Kriterien herangezogen, zum einen die geografische Herkunft und der Ausbau. Auf fast jedem Etikett eines spanischen Weins ist Herkunft und Qualitätsstufe garantiert. Die Qualitätspyramide besteht aus drei Stufen. Die unterste Stufe ist der Vino de Mesa, der Tafelwein. Dieser Kategorie gehören Weine an, die nicht geografisch bestimmt sind und auch sonst keinen anderen Gesetzen unterliegen. Ein Tafel-Wein aus Spanien ist einfach und preiswert, er wird oft in Fässern gehandelt und nur in andere Länder exportiert, um farb- und alokoholschwache Weine aufzubessern. In den letzten Jahren sind in dieser Kategorie vermehrt auch hochwertige und teure Qualitäts-Weine aus unzulässigen Rebsorten zu finden. Auf den Tafel-Wein folgt die Stufe der Vino de la Tierra, der Land-Wein. Ein Land-Wein kommt aus einem größeren Gebiet, das geografisch nicht genau umrissen ist. 1926 wurde das System der kontrollierten Herkunftsbezeichnung, der Denominación de Origen (DO) eingeführt. Damit ist dieses System noch zehn Jahre älter als das französische Appellation Contrôlée. Rioja war die erste DO und auch die erste DOCa (Denominación de Origen Calificada), eine neue Spitzenkategorie, die 1991 eingeführt wurde.
Die Weine aus Spanien werden zudem nach Bedingungen des Ausbaus in klassischen Barriques klassifiziert. Die Stufen sind Vinos Cosechero, Vino de Crianza, Reserva und Gran Reserva. Dabei ist die Mindestverweildauer nach Wein-Art und Wein-Anbaugebiet verschieden. Spanien ist daher besonders bekannt dafür, Weine zu keltern, die bis zum Erreichen ihres optimalen Reifepotenzials in ideal geeigneten Kellern gelagert wurden.
Klima
Trotz der Dürre, die in ganz Spanien verbreitet ist, zeigt sich in Spanien eine große geografische und klimatische Vielfalt. Aufgrund von EU-Bestimmungen ist künstliche Bewässerung verboten. Demnach gibt es die unterschiedlichsten Weine aus Spanien.
Ein kleiner Streifen im nördlichen Spanien unterliegt atlantischen Klimaeinflüssen mit viel Niederschlag. Am Ebro, an den Ausläufern der Pyrenäen, im grünen Nordwesten und im Hinterland der nördlichen Mittelmeerküste werden die feinsten Weiss- und Rotweine aus Spanien gekeltert. Weiter gen Süden wird es immer heißer und trockener. In Kastalien sind die Temperaturunterschiede über das Jahr so extrem, im Winter bis zu -25° C kalt, im Sommer regelmäßig über 40° C heiß. In der Vegetationsperiode selber sind die Schwankungen zwischen Tag und Nacht mit bis zu 30° C Unterschied, ebenfalls extrem. In diesen heißen Wein-Gebieten fühlt sich die Airén-Traube wohl. Sie war 2000 mit 500.000 Hektar noch die meist angepflanzte Rebe der Welt. Heute nimmt sie eine Fläche von 338.000 Hektar ein, sie wird ausschließlich in Spanien angebaut. Im Mittelspanien ist das Klima aufgrund des Mittelmeers ausgeglichen, die Trauben weisen in der Regel sehr hohe Reifegrade auf, sodass Weine aus Mittelspanien oft einen Alkoholgehalt von bis zu 16% haben. Die Winzer aus dem mittleren Spanien haben mehr und mehr hochwertigere Reben angebaut und in moderne Kellertechnik investiert, sodass hier gute Rot- und Weissweine entstehen. In Andalusien ist es noch heißer, daher fokussiert man sich hier auf die Herstellung von Likörweinen und Weinbränden. „Normale“ Tischweine werden aufgrund des Klimas kaum gekeltert, die wenigen Weine sind für die Anwohner selber. Aperitifs, Dessertweine und Brandys aus Andalusien sind auf der ganzen Welt verbreitet und beliebt.