Saint-Émilion
Die Wein-Region Saint Émilion liegt im Bordeaux-Gebiet und ist eine der bedeutenden Appellationen der Dordogne. Rund 30 Kilometer östlich von Bordeaux gelegen, ist sie auf einem leicht hügeligen Plateau über dem Fluss zu Hause. In Saint Émilion wird auf etwa 5.700 Hektar mehr Rotwein erzeugt als in jedem anderen vergleichbaren Bereich des Bordeaux-Gebietes. Saint Émilion ist von Ost nach West rund zwölf Kilometer und von Nord nach Süd etwa neun Kilometer lang. Am Nordrand von Saint Émilion wurden einige "Satellitenbezirke" zur Wein-Erzeugung geschaffen, welche Saint-Georges-Saint-Émilion, Montagne-Saint-Émilion, welches mit 1.900 Hektar das größte ist, Lussac-Saint-Émilion und Puisseguin-Saint-Émilion.
Auch landschaftlich ist Saint Émilion unbedingt eine Reise wert. So liegt in der Mitte des Plateaus die mittelalterliche Stadt Saint Émilion, die zu den schönsten ganz Frankreichs gehört und nach welcher das Wein-Gebiet benannt ist. Unverfälscht mittelalterlich erhalten, thront diese aus Wällen, Türmen, Klöstern, einer Felsenkirche und anderen Relikten ausgestattete Sehenswürdigkeit über die Wein-Region. Zwischen alten Natursteinhäusern winden sich enge Gassen hinauf auf das Plateau und durch Gegenden, welche praktisch vollständig mit Wein-Rebzeilen bedeckt sind und somit zu den intensivsten Monokulturen des gesamten Bordelais gehören. Nicht umsonst zählen Saint Émilion und der umliegende Wein-Bau zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Aufgrund der Entfernung zum Atlantik und der bis zu 100 Meter hohen Lage sind die Klimaverhältnisse etwas kühler und die Reifeperiode dadurch um einige Tage kürzer.
Weiterhin sind die Böden sehr vielfältig: der beste Teil besteht aus Kalkstein im Untergrund wie er auf dem Plateau aufzufinden ist, hinter Saint Émilion kommt viel Kies und Sand vor. Des Weiteren dominieren im südlichen, flachen Bereich Sand- und Schwemmlandböden. Aufgrund der verschiedenen Böden und Exposition der Weinbergslagen gibt es drei Grundtypen von Wein: Vins des côtes, Vins du plateau und Vins des Graves.
Weinreben in Saint Émilion
Das Reglement der AOC schreibt die Rebsorten Merlot, Cabernet franc, Cabernet Sauvignon, Malbec und Carmenére vor sowie einen natürlichen Alkoholgehalt von 10,5 Prozent bzw. 11 Prozent. Aufgrund des kühleren Klimas würde der Cabernet Sauvignon nicht in jedem Jahr ohne größere Risiken vollkommen ausreifen, wohingegen dies beim Cabernet franc zutrifft. Aus diesem Grund ist die Appellation zum Stammland des Cabernet franc geworden.
In den vier "Satellitenbezirken", welche sich im Hinblick auf das Terroir und damit auf die verwendeten Rebsorten von Saint Émilion unterscheiden. Sehr oft dominiert der Merlot fast als Alleinherrscher und erreicht am Sortenmix Anteile von bis zu 90 Prozent. Die Weine dieser Rebsorten bilden eine attraktive Alternative zu denen der Grands Crus von Saint Émilion. Darüber hinaus wird ein Teil der Produktion auch als Bordeaux oder Bordeaux Supérieur verkauft.
Wein in Saint Émilion
Der Wein aus Saint Émilion hat im Gegensatz zu anderen roten Spitzenweinen zumeist einen etwas geringeren Merlot-Anteil. Aus diesem Grund sind sie oft tanninbetont, tief und bereits in jungen Jahren ansprechend und reizvoll. Der Mitteklasse-Wein dagegen weist häufig einen festen Kern auf und reift langsamer. Des Weiteren stehen die Spitzen-Weine von Saint Émilion, die Premier grand cru, den großen Médoc-Weinen in kaum etwas nach.
Der Wein, welcher nicht vom kalkhaltigen Plateau stammt, sondern von den eher sandigen Böden, kämpft mit Qualitätsunterschieden. So reichen die besseren unter ihnen an die vom Kalkplateau heran, doch man begegnet auch faden, beinahe schlaffen Weinen.
Der Wein aus den vier "Satellitenbezirken" unterscheidet sich von denen aus Saint Émilion dahingehend, dass er meist robuster und erdiger schmeckt. Das kleinste Gebiet von ihnen, Saint-Georges-Saint-Émilion, liefert samtige, herrliche Weine.
Geschichte von Saint Émilion
Der Wein-Bau wird in Saint Émilion bereits seit dem dritten Jahrhundert betrieben und hat deshalb die vielleicht längste Tradition der gesamten Wein-Region. Am Anfang standen römische Legionäre, welche die Hochebene von Saint Émilion und sein Nachbarland Pomerol rodeten. Ganz in der Nähe des heutigen Städtchens kultivierte der Dichter Ausonius seine eigenen Reben und überlieferte als Erster den Wein-Bau der Gegend schriftlich.
500 Jahre später, im achten Jahrhundert, ließ sich der bretonische Einwanderer Émilion, welcher Namenspatron der heutigen Stadt ist, in einer Höhle nieder. Seine spirituelle Ausstrahlung zog zahlreiche Gläubige an, welche Grotte zu der monolithischen Felsenkirche erweiterten, wie sie heute noch zu besichtigen ist. Den Kalkstein aus den unzähligen Höhlen dieser Gegend und jahrhundertelang als Wein-Keller diente, verwendeten die Dorfbewohner zum Bau ihrer Häuser.
Wiederum 400 Jahre später, gegen Ende des zwölften Jahrhunderts, erhielt das Dorf von Englands König Johann Stadtrechte und durfte einen eigenen Rat wählen, die Jurade. Dieser fungiert inzwischen als eine Art Wein-Bruderschaft, diente und dient als wichtiges Überwachungsorgan des Wein-Baus von Saint Émilion und versah früher Fässer, deren Inhalt für sie hochwertig war, mit einem Brandzeichen. Ein Wein, der dieses Gütesiegel nicht trug, musste vernichtet werden.
Die spätere Geschichte von Saint Émilion ist mehr von Kriegen als vom Wein-Bau bestimmt. Saint Émilion war immer wieder Gegenstand militärischer Auseinandersetzungen, was wahrscheinlich ein Grund ist, weshalb Saint Émilion so lang brauchte, bis es mit dem Prestige der Graves und des Médoc gleichziehen konnte.