Rioja
Die Wein-Region Rioja ist das vielleicht berühmteste Wein-Anbaugebiet Spaniens und erzeugt neben dem Sherry den bekanntesten Wein des Landes, den Rioja-Rotwein. Dieser war so hervorragend, dass Rioja bis in die 1980er Jahre ein Monopol auf die Erstellung von Rotweinen in Spanien hatte. Als in den 1990ern schließlich allmählich ernstzunehmende Konkurrenten in der Rotweinerzeugung aufkamen, ließ das Rioja-Gebiet nicht nach, da dies in den alteingessenen Bodegas zu den Anstrengungen führte, neue Wege zu beschreiten. Dieser positiven Entwicklung entsprang eine neue Generation von Weinen, die es mit der Konkurrenz ohne größere Probleme aufnahm und somit den Ruhm der Wein-Region Rioja fortführen konnte.
Die Wein-Region Rioja liegt im Ebro-Tal im Norden Spaniens zu beiden Seiten der Hauptstadt Logronos. Auf einer Rebfläche von etwa 61.000 Hektar wird jährlich etwa 250 Millionen Liter Wein produziert. 85 Prozent des erzeugten Weines ist Rotwein, welcher somit die überwältigende Mehrheit gegenüber den auch hergestellten Rosé- und Weißweinen bildet.
Die Wein-Region Rioja erstreckt sich an beiden Seiten des Ebros und erreicht eine Breite von 40 Kilometern und eine Länge von 120 Kilometern. Aufgrund seiner Lage besitzt die Rioja verschiedene natürliche Bedingungen, welche für die Erzeugung von Wein geradezu prädestiniert sind. So liegt im Norden das Kantabrische Gebirge und im Süden die Sierra de la Demanda, welche zusammen mit dem nah gelegenen Meer die Grundstrukturen des Klimas bilden. Dieses ist gemäßigt kontinental, da im nordwestlichen Teil kühle Winde vom Meer hereinziehen und im Sommer einigen Regen bringen, welcher eine zu große Trockenheit verhindert. Dennoch verhindert das Kantabrische Gebirge, dass der größte Teil der Meeresluft nach Rioja kommt. Durch das entstehende Gleichgewicht von heißen und sonnigen Sommern, genügend Niederschlag und kühlen Brisen in den Nächten entstehen optimale Bedingungen für den Weinbau.
Die Reben im Rioja stehen überwiegend auf rotem Lehm und weißen Kalkböden sowie auf gelben Schwemmlandböden, womit auch hier für gute Bedingungen gesorgt ist. Die Weinreben sind meist auf Terrassen angepflanzt, wobei die höheren Lagen aufgrund der späten Reife grundsätzlich einen besseren Wein ergeben.
Die Wein-Region Rioja besteht aus drei Teilgebieten: Rioja Alta, Rioja Baja und Rioja Alavesa.
Rebsorten und Wein in Rioja
Die beiden Wein-Gebiete Rioja Alta und Rioja Alavesa gelten als die qualitativ besten Bereiche im gesamten Rioja-Gebiet. In diesen beiden Regionen liegen die Rebflächen höher und das Klima ist feuchter als im südlichen Wein-Gebiet Rioja Baja. Da fällt das Klima mediterraner und insgesamt trockener aus, wodurch der Wein weniger fein gerät.
Die dominierende Rebsorte in Rioja ist die rote Sorte Tempranillo, welche feine Tannine und ein erstaunliches Alterungspotential ihr Eigen nennt. Verschnitten wird sie häufig mit den Sorten Garnacha, Graciano und Mazuelo. Die Tempranillo-Rebe bedeckt etwa die Hälfte der Rebflächen in Rioja und ist damit der absolute Star. Die Tempranillo-Rebe verleiht dem Wein eine kräftige Farbe und ausgewogene Säure. Der Wein dieser Rebe kann leicht 20 Jahre und älter werden, wodurch er ein weiches und samtartiges Aroma hinzubekommt. Der Trend ging in den letzten Jahren außerdem zu einem Verschnitt mit Cabernet Sauvignon, wodurch der Wein dunkler, fruchtsüßer und alkoholreicher wird.
In Rioja Baja gibt die rote Garnacha den Ton an, welche rund 18 Prozent der Rebflächen in Rioja einnimmt. Der Wein dieser Rebe, welche in der Regel verschnitten wird, zeichnet sich durch einen kräftigen Körper und einem besonders niedrigen Säuregehalt aus.
Abseits des berühmten Rioja-Rotweines werden auch Rosè- und Weißweine erzeugt, welche aber deutlich in der Minderheit sind. Früher wurde der Weißwein aus der Malvasia-Rebe gekeltert, doch geht ihr Anbau zurück, da der gehaltvolle und sich langsam entwickelnde Wein nicht mehr als modern gilt. Vielmehr überwiegt unter den Weißweinreben nun die säurereiche Viura-Rebe sowie die Garnacha blanca. Der Weißwein ist heute durch die Kaltvergärung leicht, fruchtig und ohne Individualität. Der beste Weißwein aus der Region, welchen es leider viel zu selten gibt, besticht durch eine hohe Eleganz und kann bis zu zehn Jahre altern.
Geschichte von Rioja
Der Weinbau spielte für die Region schon immer eine wichtige Rolle, so vermutet man, dass in der Antike Rioja ein Wein-Zentrum war. Später waren es auch hier, wie in den meisten anderen Landesteilen, die Klöster, welche den Weinbau entscheidend voranbrachten. Beste Werbung für den Rotwein aus Rioja machten die Pilger, welcher auf ihrer Reise nach Santiago de Compostela im weit entfernten Galicien, durch Rioja zogen. In den Pilgerherbergen wurden sie schließlich mit köstlichem Rebensaft bewirtet, wodurch sie den Ruhm des Weines in die Welt hinaustrugen.
Um 1560 schlossen sich die Winzer des Gebietes zu einem Verband zusammen und einigten sich auf ein einheitliches Brandzeichen für ihre Fässer. Der Name Rioja besaß damals schon einen gewissen Wert, doch gab bis ins 19. Jahrhundert hinein keine tauglichen Transportwege zur Küste oder zu den Großstädten. Die Wein-Firmen von heute entstanden erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der wirkliche Aufstieg der Region begann Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Einführung des Fassbaus, welcher den Wein haltbar machte. Am Anfang dieses Weges stehen der Oberst Luciano de Murrieta sowie der Marqués de Riscal, welche den Fassbau in Bordeaux lernten und ihn nach Spanien, genauer gesagt nach Rioja, trugen.
Ein weiterer glücklicher Zufall war der Einfall der Reblaus in Frankreich, weswegen viele Winzer aus Bordeaux ins Ebro-Tal zogen, da dieses Gebiet noch unberührt von der Reblaus war. Daraus ergab sich, dass neue Wein-Anbaumethoden nach Rioja gelangten. In der Folge in Rioja viele Weingüter nach französischem Vorbild in Rioja, wodurch sich viele Franzosen in der Gegend niederließen und der Rioja-Wein zu seinem heutigen Weltruf gelangen konnte.