Navarra
Die Wein-Region Navarra kann mit einigen anderen Wein-Gebieten in Spanien zu den ältesten Wein-Anbaugebieten der Welt gezählt werden. So lassen gefundene Geräte oder Trinkgefäße darauf schließen, dass schon vor der römischen Besatzung Weinbau in der Navarra betrieben wurde. Heute gehört die Navarra zu den ansprechendsten und abwechslungsreichsten Regionen Spaniens.
Landschaftlich ist das Gebiet der Navarra zweigeteilt. Während im Norden die grünen Hänge der Pyrenäen mit Wäldern und Seen dominieren, erstreckt sich im Süden das Hügelland Pamplonas zum Ebro hin. In dieser Region ist auch der Großteil des Weinbaugebietes Navarra vorzufinden. Die Rebfläche beträgt etwa 16.000 Hektar, auf denen jährlich etwa 50 Millionen Liter Wein erzeugt wird. In den westlichen Pyrenäen und an das Wein-Gebiet Rioja grenzend, misst die Appellation Navarra rund 80 Kilometer in Nord-Süd- sowie 40 Kilometer in Ost-West-Richtung.
Die Wein-Region Navarra besteht aus insgesamt fünf Unterzonen: Tierra Estrella Valdizarbe, Tierre de Estrella, Ribera Alta, Baja Montana und Ribera Baja. Die Böden und das Klima in diesen fünf Gebieten können höchst unterschiedlich ausfallen. So bestehen die Böden in Navarra vorwiegend aus Lehm, Kies mit Kalk sowie Kreide, während in Ribera Alta Schwemmlandböden dominieren. Auch das Klima kann ist unterschiedlich. So ist es im Süden trocken-heiß und im Norden sind eher kontinentale Einflüsse spürbar, welche das Klima kühler und feuchter ausfallen lassen.
Aus den eben genannten Klima- und Bodenverhältnissen folgt, dass in der Kombination beider Bedingungen im Norden die besten Bereiche der Navarra für den Weinbau vorzufinden sind. Darüber hinaus folgt aus der Vielfältigkeit des Klimas ein mannigfaltiges Wein-Angebot.
Rebsorten und Wein in Navarra
Die Wein-Region Navarra war sehr lange Zeit für seinen Rosé-Wein bekannt, welche hier Rosados genannt wird. Erzeugt wird dieser Wein vor allem aus der roten Rebsorte Garnacha, welche vormals 85 Prozent der Gesamtrebfläche für sich beanspruchte. Nach einer Umstellung der Weinproduktion auf mehr Rotwein, wurde auch die Garnacha-Rebe weniger angebaut, weswegen sie heute einen ungefähren Anteil von 45 Prozent hat. Zu diesem Zweck stieg der Anteil der Tempranillo von ehemals knapp fünf Prozent auf jetzt ca. 30 Prozent an. Auch die Reben Graciano und Cabernet Sauvignon werden verstärkter angebaut und meist mit der Tempranillo-Rebe verschnitten, womit der Rotwein der Navarra aus den gleichen Rebsorten wie der Rioja-Wein erzeugt wird. Heute ist der Rotwein aus Navarra im Allgemeinen und aus dem Gebiet Ribera del Duero im Besonderen ein großer und ernstzunehmender Konkurrent für den weltberühmten Rioja-Wein. Der Navarra-Rotwein kann oftmals durch viel Charakter, Eleganz und Charme überzeugen - ähnlich wie der Rioja. Darüber hinaus können sie sehr tanninbetont ausfallen.
Im Wein-Gebiet Navarra wird auch Weißwein gekeltert, dessen Anteil aber sehr gering ist. So beansprucht die Rebsorte Viura etwa fünf Prozent der Rebflächen und der Chardonnay ungefähr zwei Prozent. Der Weißwein aus Navarra kann in jungen Jahren fruchtig, kräftig und delikat sein.
Ein weiterer bemerkenswerter Wein aus Navarra ist der Muskateller, welcher leider eher wenig produziert wird. Hin und wieder mit einem Anstrich von Edelfäule begeistert er durch eine feine Säure und immenses Geschmacksspektrum.
Geschichte der Navarra
Wie schon erwähnt, gehört Navarra aufgrund gefundener Artefakten aus der Römerzeit zu den ältesten Wein-Regionen der Welt. Die Römer bilden also die Wiege des Weinbaus in Navarra, welcher vom achten bis elften Jahrhundert wegen der maurischen etwas ins Hintertreffen geriet. Ab dem 13. Jahrhundert aber gelangte Navarra zu seiner vollen Blüte - man begann Wein im ganz großen Stil zu exportieren. Die Teobaldos, welche aus der französischen Champagne stammten, stellten eine ganze Reihe spanischer Könige. Aus diesem Grund profitierte der Weinbau in Navarra von der Einführung französischer Techniken, wodurch die Qualität des Weines einen enormen Sprung machte.
Wie so oft, folgte auf die große Nachfrage aber ein Überangebot. So wurde im 17. Jahrhundert der Neubau von Weinbergen in Navarra unter Strafe gestellt. So soll den Überlieferungen nach soviel Wein produziert worden sein, dass man bei Kirchenneubauten für das Anmischen von Zement Wein statt Wasser verwendete.
Ende des 19. Jahrhunderts konnte Navarra, wie auch große Teile des restlichen spanischen Weinbaus, vom Einfall der Reblaus in Frankreich profitieren. So wurden große Wein-Mengen überwiegend aus Nordspanien importiert. Doch konnte dieser Aufschwung nicht sehr lang fortgesetzt werden, da die Reblaus wenig später auch die Weinberge in Spanien verwüsteten, wodurch ein großer Teil der Anlagen zerstört wurde. Zu dieser Zeit waren die Rebflächen in Navarra auf etwa 50.000 Hektar angewachsen.
Doch auch dazu entwickelten die findigen Winzer eine Lösung, in dem man reblausresistente Pfropfreben anpflanzte. So erreichte die Wein-Region Navarra in der jüngeren Vergangenheit ein hohes Maß an Qualität, was sie auch über die Landesgrenzen hinweg bekannt gemacht hat.