Edelzwicker
Edelzwicker sind leichte, trockene, einfach zu trinkende, fruchtig-frische Weißweine aus dem Elsass, die aus mindestens zwei dafür zugelassenen Rebsorten verschnitten sein müssen. Ursprünglich wurde zwischen Zwicker und Edelzwicker unterschieden: während Ersterer aus den als „einfach“ betrachteten Rebsorten Gutedel und Silvaner bestand, wurden für Letzteren auch „edlere“ Sorten wie Riesling, Grauburgunder, Weißburgunder oder Gewürztraminer verwendet. Heute werden alle diese Cuvées als Edelzwicker bezeichnet.
Leichtes, trockenes Trinkvergnügen aus dem Elsass
Typische Edelzwicker sind von heller, gelber Optik. In der Nase und am Gaumen präsentieren sie sich fruchtig, geschmeidig und ausgewogen. Sie sollten jung getrunken werden und passen gut zu einfachen Speisen wie Wurst oder Salat. Damit bieten sie sich als Ausschankweine an.
Anfang des 20. Jahrhunderts stand der Name Edelzwicker für eine hochwertige Cuvée, heute eher für einfache, unkomplizierte Tropfen. Dabei kann die Qualität nach Herkunft stark variieren – von der puren „Resteverwertung“ hin zu sehr empfehlenswerten Resultaten. Wer Edelzwicker im gutbürgerlichen Restaurant bestellt oder direkt bei einem Elsässer Winzer erwirbt, kann jedenfalls einen genussträchtigen Wein erwarten.
Einst boomender „Modewein“, heute fast vergessen
In den 1970er Jahren avancierte der Edelzwicker in Deutschland zum „Modewein“. Insbesondere solche Konsumenten, denen die hiesigen Weine zu süß waren, verliebten sich in die trockenen Assemblagen aus dem Elsass. Wegen des Erfolges des Edelzwickers widmeten sich in den 1980ern auch deutsche Winzer zunehmend dem hochwertigen trockenen Ausbau. Deswegen, und weil mit Pinot Grigio und Prosecco andere Weine zu boomen begannen, geriet der Edelzwicker beim deutschen Publikum allmählich wieder in Vergessenheit. Dass viele Hersteller im Elsass der Versuchung erlegen waren, durch Masse statt Klasse die hohe Nachfrage zu befriedigen, dürfte ebenfalls zum Ende der Edelzwicker-Euphorie beigetragen haben. In seiner elsässischen Heimat hingegen wird der Edelzwicker bis heute gern und häufig getrunken.
Die Herkunft des Namens Zwicker bleibt ein verzwicktes Rätsel
Ziemlich „verzwickt“ ist die Etymologie des Namens (Edel-)Zwicker. Für die Herkunft des Wortes sind verschiedene Erklärungen denkbar, doch keine ist eindeutig bewiesen:
Der Wein ist (oder war) so trocken (sauer), dass er (in Mund oder Kehle oder sonstwo) zwickt. (Dies wäre die einfachste Erklärung – und die einzige, wo die aktive Form, also Zwicker statt Verzwickter / Gezwickter, einen Sinn ergäbe.) Tatsächlich existiert im Weinbau der Begriff Verzwicken – beispielsweise im fränkischen Raum verwendet für das Ausgeizen, also Abzwicken von Seitentrieben. Was jedoch dieses Abschneiden von Pflanzenteilen für einen Bezug zu den trockenen Elsässer Ver“schnitt“-Weinen haben soll, bliebe ein Rätsel. Zumal auch die Etymologie von verschneiden mysteriös erscheint – warum wird schneiden (das ja eigentlich abtrennen und somit verkleinern meint) hier schon seit Jahrhunderten für vermischen (also hinzufügen und vergrößern) gebraucht? Vielleicht liegt der Schlüssel tatsächlich im Wort verzwickt im Sinne von kompliziert, „verwickelt“ (ohne „z“, aber ein Einfluss ist möglich), mit Nägeln oder Zwecken (Reißzwecken) in komplizierter Weise zusammengefügt. Die frühneuhochdeutschen Wörter zweck und zwick für Nagel / Keil / Zwickel sind übrigens mit unserem heutigen Wort Zweck (im Sinne von Ziel, Sinn, Beweggrund) verwandt: einst hing die Zielscheibe für das Armbrust-Schießen an einem Nagel. Und so ließe sich für den Edelzwicker ableiten: Mit einem ganz bestimmten Zweck wird diese Cuvée zusammengefügt.