Bordeaux
Bordeaux - Allgemein
Die Bordeaux-Wein-Region ist das Symbol für Wein schlechthin. Bordeaux ist mit ca. 120.000 Hektar Rebfläche die größte und erfolgreichste Apellation Frankreichs und der Welt, was in etwa soviel wie ganz Deutschland ist. Eine weitere Zahl belegt den Status von Bordeaux - so werden jährlich knapp 6 Millionen Hektoliter Rotwein, Weißwein und Rosés produziert. Die gesamte Wein-Welt von Italien bis Chile orientiert sich am Stile und an der Qualität des Bordeaux-Weines, was aus ihm einen Wein mit Weltrang macht.
Das Bordeaux-Gebiet liegt in Südwestfrankreich innerhalb des großen Departements Gironde ganz in der Nähe des Atlantiks. Benannt ist das vielleicht berühmteste Wein-Baugebiet nach nach der Stadt Bordeaux.
Die Bordeaux-Wein-Region ist kein Anbaugebiet mit einer einzigen, homogenen Apellation, sondern ein höchst kompliziertes, hierarchisch gegliedertes Geflecht von insgesamt 54 Herkunftsbezeichnungen. Die breite Basis der Weine, d.h. 40 Prozent des Gesamtprodukts, wird unter den Regional-Apellationen Bordeaux, Bordeaux Supérieur oder Bordeaux Crémant vermarktet.
Die übrigen Herkunftsbezeichnungen werden meist in drei Zonen unterteilt. Die erste liegt am linken Ufer von Garonne und Gironde, nördlich und südlich der Stadt Bordeaux. Dies ist ein Streifen sandig-schottriger Böden, welche aus den Pyrenäen und dem westlichen Zentralmassiv angeschwemmt wurde. Eine weitere Zone ist zwischen den beiden Flüssen Garonne und Dordogne angesiedelt, das sogenannte Entre-deux-Mers. Hier findet man ein Plateau aus dem Tertiär mit schwereren ton- und kieshaltigen Böden. Das Wein-Spektrum reicht von aromatischen, lebendigen oder auch lieblichen Weißen bis zu teilweise recht vollmundigen Roten, in welchen der Merlot dominiert. Die letzte Zone findet man schließlich am rechten Ufer der Dordogne, wo eine ganze Palette voneinander recht unabhängiger Gebiete unterschiedlichster Qualität anzutreffen sind.
Die drei Zonen sind in sich vielfach unterteilt, wobei sich auch die Gliederungsstruktur von Zone zu Zone unterscheidet. Das gesamte System erlaubt den Winzern aufgrund der einmaligen Kombination natürlicher Faktoren, die richtigen Rebsorten auf den richtigen Parzellen anzupflanzen und somit den berühmten Bordeaux-Wein herzustellen.
Wein in Bordeaux
Das Wein-Angebot in Bordeaux kann zu zwei Gruppen zusammengefasst werden: Einerseits der Marken-Wein und anderseits der Gutswein (Château-Wein). Der Marken-Wein steht unter der Macht von Wein-Händlern, welche diese für passend befundene Partien Fass-Wein zusammenstellen. Hierbei ist das Ziel, einer breiten Kundschaft eine für die jeweilige Appellation repräsentative, qualitativ zuverlässige Cuvée anzubieten. Der Mouton-Cadet oder Michel-Lynch sind hier bekannte Marken.
Dem gegenüber stehen die Château-Weine, welche aus den Trauben eines einzigen Gutsbesitzers stammen. Der Name des Château muss sich aus dem Flurnamen herleiten, kann aber auch in einem benachbarten Gut hergestellt werden. Dabei ist der Ruf eines Châteaus sehr wichtig und spielt bei der Wein-Beurteilung eine ebenso große Rolle wie die Stamm-Appellation.
Rebsorten in Bordeaux
Alle Weine im Bordeaux-Gebiet haben eine gemeinsame Basis, welche je nach Terroir oder aktuellen Wein-Geschmack in verschiedenen Anteilen Verwendungen finden. Rote Sorten haben dabei Priorität, da sie etwa 85 Prozent der Rebflächen in Bordeaux einnehmen.
Die Rotweinsorte Cabernet Sauvignon ist so etwas wie eine Starrebe, gilt sie doch als eine der besten Rotweinsorten der Welt und wird aud diesem Grund auch als Edelrebe bezeichnet. Hauptmerkmale von Cabernet-Weine sind eine dunkelrote Färbung, ein zedernholz- und cassisartiger Geruch sowie viel Kraft und Struktur am Gaumen. Bei Unreife oder zu hohen Erträgen kann sich das Aroma in Richtung grüne Paprikaschoten verändern.
Der Cabernet Franc/Bouchet/Breton galt lange als kleiner Bruder des Cabernet Sauvignon, jedoch ist es aber umgekehrt. Dieser Wein zeigt eine schöne Beerenfrucht, ist schlanker als der Cabernet Sauvignon, hat aber einen höheren Säuregehalt.
Der Merlot (Noir) ist eine früh reifende und ertragreiche Sorte. Sie eignet sich sowohl zum sortenreinen Ausbau als auch zum Verschnitt mit kräftigeren, tanninbetonteren Weinen. Ihr Wein ist fruchtig, samtig und reift schneller als Cabernet.
Eine spät reifende und deshalb im Aufbau problematische Sorte ist der Petit Verdot. Diese Rebsorte bringt relativ farbintensive tanninreiche Weine hervor.
Des Weiteren sind auch einige Weißweinsorten auszumachen - eine von ihnen ist der Sémillon. Diese Sorte neigt zur Edelfäule und ist Grundlage der großen Süßweine des Bordeaux-Gebietes. Sémillon-Weine können sehr alterungsfähig sein und entwickeln dann Aromen von Honig, kandierten Früchten sowie Pralinen. Darüber hinaus behalten sie aber auch eine frische Zitrusnote.
Der Savignon Blanc gehört zur Savignon-Familie, welcher auch seltene rote Varianten gehören. Am Anfang und bei später Ernte zeigen sie ihre typischen, grasig-vegetalen Aromen. Des Weiteren entwickeln gute Savignon-Weine Duftnoten nach schwarzen Johannisbeeren oder Stachelbeeren und sind fruchtig mit guter Säure. Bei Voll- oder Überreife kann der Savignon Blanc in Bordeaux sogar hochreifem Riesling ähneln.
Geschichte des Bordeaux-Weines
Die Geschichte der Bordeaux-Wein-Region reicht zurück bis ins erste Jahrhundert nach Christus. Damals legten die Römer in ihrer Siedlung Burdigala, dem heutigen Bordeaux, die ersten Rebgärten an. Darüber hinaus pflanzten sie später auch Rebstöcke in St. Emilion an, wo noch heute Überreste römischer Rebgärten vorzufinden sind.
Das Weinbaubegiet hatte, obwohl es so früh seinen Anfang nahm, nur eine regionale Bedeutung. Dies sollte sich aber im 12. Jahrhundert ändern, als Heinrich Plantagenet sich im Jahr 1152 mit Eleonore von Aquitanien vermählte. Nur zwei Jahre später wurde Heinrich König von England und ganz Aquitanien kam unter britische Herrschaft. Die Folge dieser Entwicklung war, dass der Wein-Handel zwischen England und Bordeaux zu florieren begann, indem der Wein in Fässern verschifft wurde. 300 Jahre später wurde die englische Herrschaft mit der Schlacht von Castillon 1453 beendet.
Ein weiteres Ereignis auf dem Weg zum modernen Bordeaux ist der Château-Abzug. Arnaud de Pontac, der Besitzer von Haute-Brion, verkaufte im Jahr 1660 seinen Wein unter dem Gutsnamen. Ein Vorgehen, was schnell Nachahmung hervorrief und bis ins 19. Jahrhundert so blieb, als viele neue Châteaus gebaut wurden. Des Weiteren entdeckten geschäftige Ausländer aus England, Irland und der Niederlande den Wein-Handel, welcher mit Bordeaux zur Blüte gelangte und sich einen Weltruf verdiente. Heute sind schätzungsweise 400 "négociants", also Wein-Händler, in der Gegend um Bordeaux tätig und verkaufen den größten Teil der rund 600 Millionen Liter Wein, die in Bordeaux jährlich erzeugt werden.
Klimaeinflüsse in Bordeaux
Die Wein-Region Bordeaux besitzt optimale natürliche Voraussetzungen für große Weine. Da es genau auf halben Weg zwischen Äquator und Nordpol liegt, genießt es ein besonders ausgewogenes Klima, welches ideal für Weine mit Kraft und Struktur einerseits sowie Finesse und Eleganz andererseits ist. Vor allem die Nähe des Atlantiks mit dem warmen Golfstrom sorgt für milde Bedingungen und verhindert extreme Temperaturschwankungen. Darüber hinaus schützen die ausgedehnten Wälder an der Küste auch gegen Stürme vom Meer. Der große Feind des Winzers in Burgund und der Champagne, die Frostgefahr, besteht in der Wein-Region Bordeaux kaum. Dagegen kann aber der Juni in Bordeaux recht instabil sein, was Probleme während der Rebblüte verursacht. Lange, trockene und heiße Sommer und ein oft gemischter Herbst machen die Ernte in Bordeaux in schlechten Jahren zu einem Lotteriespiel.